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Das Wort des Herrn

Und der Knabe Samuel diente dem HERRN vor Eli. Zu jener Zeit war das Wort des HERRN selten; es brach sich keine Offenbarung Bahn. 1. Samuel 3,1 (SLT)

Warum war das Wort des Herrn selten? Man mag im ersten Moment geneigt sein, Gottes Willkür als Grund anzunehmen. Woher soll ich denn wissen, warum Gott nicht öfter spricht? Aber der zweite Teil des Satzes gibt einen wichtigen Hinweis: „Es brach sich keine Offenbarung Bahn.“ Keine Botschaft hat es geschafft, zu Menschen durchzudringen.

Zwei Kapitel vorher wird die Entstehungsgeschichte vom kleinen Samuel erzählt. Seine Mutter hatte für ihre lange Kinderlosigkeit viel Spott erfahren. Beim jährlichen Besuch des Tempels schüttete sie ihr Leid leise betend vor Gott aus. Der Priester Eli, der sie dabei beobachtete, hielt sie für betrunken und wollte sie zurechtweisen. Gott aber erkannte ihr aufrichtiges Anliegen, erhörte ihr Gebet und lies sie kurz darauf schwanger werden. Aus Dankbarkeit brachte die Mutter ihr Kind Samuel zum Tempel, dass er dort aufwachsen und Gott dienen sollte.

In diese Situation führt uns das Kapitel drei. Der kleine Samuel, ein Geschenk von Gott und gleichzeitig an Gott hingegeben. Der ältere Eli, kein guter Beobachter, kein aufmerksamer Zuhörer, fast erblindet, und besonders blind für das problematische Verhalten seiner eigenen Söhne. Aufgabe des Priesters ist, zwischen den Menschen und Gott zu vermitteln. Aber Eli hört nicht gut zu, und selbst wenn er hört, dann hat das keine Auswirkungen auf sein Leben. Er weiß, dass Gott manchmal spricht, aber es lässt ihn kalt.

Der junge Samuel kennt Gottes Stimme noch nicht. Als Gott ihn das erste Mal in einer Nacht ruft, denkt er, Eli hätte ihn gerufen, und läuft zu ihm. Beim dritten Mal erkennt Eli, dass hier Gott im Spiel sein muss, und instruiert Samuel, wie er antworten soll.

Und Eli sprach zu Samuel: Geh wieder hin und leg dich schlafen; und wenn Er dich rufen wird, so sprich: Rede, HERR, denn dein Knecht hört! Und Samuel ging hin und legte sich an seinen Ort. Da kam der HERR und trat herzu und rief wie zuvor: Samuel! Samuel! Und Samuel sprach: Rede, denn dein Knecht hört! 1. Samuel 3,9-10 (SLT)

Samuel ist bereit, zu hören, und Gott redet gerne. Die Botschaft, die er empfängt, ist die Ankündigung von Strafe für Eli, weil er das Verhalten seiner Söhne duldet, ja wahrscheinlich sogar daran partizipiert. Eli weiß, dass Gott manchmal spricht und erkundigt sich am nächsten Morgen. Das Tragische hier ist, dass er Gottes warnende Botschaft zwar hört, aber sie ihn kalt lässt. Warum kehrt er nicht um, warum weist er nicht zumindest jetzt seine Söhne zurecht? Stattdessen gibt er sich ungerührt hin: „Er ist der HERR; er tue, was ihm wohlgefällt!“ (V. 18b) Der Kontrast zwischen Samuel und Eli fällt auf.

Das Kapitel endet mit einem ganz anderen Ton, als es begonnen hat, weil es jetzt jemanden gibt, der aufmerksam zuhört:

Und der HERR erschien weiterhin in Silo; denn der HERR offenbarte sich dem Samuel in Silo durch das Wort des HERRN. 1. Samuel 3,21 (SLT)

Viel wichtiger als die Frage, ob Gott spricht, erscheint mir die Frage, ob Er jemanden findet, der Ihm auch zuhört. Möchtest Du Ihm zuhören? Auch wir können heute beten: „Rede, Herr, denn dein Knecht hört!“